Omas Filterkaffee ist doch der beste

Bei Filterkaffee dachte ich bis vor kurzem noch an die nachmittägliche Kaffeetafel meiner Großmutter oder den schal schmeckenden Tankstellenkaffee, der stundenlang in Thermoskannen ein trauriges Dasein fristete. Wer etwas auf sich hielt, trank Espresso bzw. die diversen Espressogetränke.

Doch dank kleiner, qualitätsorientierter Röstereien betritt der lang verschmähte und als angestaubt betrachtete Filterkaffee wieder die große Bühne. Diese oft als „Third-Wave“-
Bewegung bezeichnete Renaissance, setzt auf helle bis mitteldunkle Röstungen. Gerade diese Röstprofile erlauben es, dass die bis zu 800 verschiedenen Aromen, die im gerösteten Kaffee stecken können, sich in der Kaffeetasse wiederfinden.

Für mich war es in der Tat ein großes Aha-Erlebnis, als ich zum ersten Mal bewusst, hochwertige Kaffees bei einer Kaffeeverkostung ("cupping") probierte. Es war wirklich erstaunlich, wie unterschiedlich die Kaffees schmeckten. Vom "Fruchtcocktail" bis zur "Schokobombe" war alles vertreten.

Dieses Ergebnis erhält man jedoch nicht bei industriell geröstetem Kaffee. Er wird bei sehr hohen Temperaturen (400-600 Grad) und für eine kurze Dauer (drei bis fünf Minuten) geröstet, so dass sich die wertvollen Aromen nicht vollends entwickeln können und Säuren, die den Magen angreifen, nicht genug abgebaut werden. Schonenden und aromatischen Kaffee erhält man bei längeren Röstungen von über 12 Minuten, die bei niedrigen Temperaturen von maximal 250 Grad liegen. Genau so röstet Tres Cabezas alle fünf Kaffees für das TRY Kaffee Probierset.

Nicht nur die Röstung ist ausschlagebend für ein wunderbares Kaffeearoma, sondern auch die Qualität der Bohne. Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan. Seitdem es die Entwicklung zu sogenannten "Single Origin" Kaffees gibt - also Kaffees, die man auf eine ganz bestimmte Herkunft (z B. Plantage oder Kooperative) zurpckverfolgen kann - setzen immer mehr Kaffeebauern auf nachhaltigen und qualitätsbewussten Anbau. Auch ist der Austausch zwischen den Kaffeebauern, den Händlern und den Röstern viel stärker als früher. Natürlich ist die Gruppe der "Single Origin" Kaffees im Vergleich zum industriellen Kaffee weiterhin verschwindend klein, aber sie wächst, was sich auch daran abzeichnet, dass nun einige Kaffeegroßröstereien auch solche Kaffees im Programm haben.

Last but not least, muss jeder Kaffeetrinker den Kaffee zu Hause zubereiten. Zum Glück benötigt man hier keine teuren Maschinen, sondern auch Omas guter alter Handfilter sorgt für einen guten Kaffeegeschmack. Wenn man nur nicht ganz kochendes Wasser (am besten abkochen und ca eine Minute warten) und ca. 8 Gramm Kaffeepulver auf 100 ml Wasser nimmt. Und ein letzter Tipp für alle, die höchsten Kaffeegenuss wünschen: Am besten Sie kaufen sich eine Mühle und mahlen den Kaffee frisch zu Hause. Und so wird der gute alte Filterkaffee wirklich zum Hochgenuss!

Persönlich benutze ich gern die Aeropress, mit der man auch im Handumdrehen tolle Ergebnisse bekommt. (Sie ist allerdings nur für jeweils eine Tasse geeignet.)