Gut geölt durch den Winter

Seit einiger Zeit stand ein Karton voller Speiseöle, die darauf warteten, verkostet zu werden, in meinem Regal.

Und endlich habe ich es geschafft, mir Zeit zu nehmen und sie probieren. Denn die nativen Öle werden durch Lagerung einfach nicht besser...

Die Öle wurden mir von der Ölmühle Solling aus Boffzen im Landkreis Holzminden (Niedersachsen) zugeschickt. Die Ölmühle hat eine große Auswahl an unterschiedlichsten Bio-Speiseölen. Neben "normalen" Ölen wie Raps- oder Sonnenblumenölen gibt es auch sehr ungewöhnliche wie z. B. Bucheckern- oder Weizenkeimöl.

In meinem Probierset waren neben sortenreinen nativen Ölen auch einige Würzöle (Kaffee-Mandel Öl oder Basilikum Öl). Für meine heutige Verkostung konzentriere ich mich aber auf die sieben reinen, nativen Öle.

Ich habe zwar bei verschiedenen Fachhändlern und auf Messen bereits sehr gute native Speiseöle verkosten können, aber eine so große Auswahl von Ölen habe ich bisher nur bei Olivenölen nebeneinander verkostet.

Native Öle sind kaltgepresste Öle

Genauso wie bei Olivenölen sind auch andere native Speiseöle kaltgepresst. "Kalt" bedeutet, dass keine zusätzliche Wärme bei der Pressung von außen hinzugefügt wird. So wird sichergestellt, dass sowohl der Geschmack als auch die vielen guten Zusatzstoffe in hochwertigen Ölen (wie Antioxidantien, Vitamine etc.) erhalten bleiben. Es gibt zwar nur bei Olivenölen die offizielle Kategorisierung in "extra nativ", also in besonders hochwertige (= fehlerfreie) kaltgepresste Öle, aber auch bei anderen Speiseölen gibt es große Qualitätsunterschiede.

Diese Unterschiede beginnen bei der Auswahl der Rohware. Die Olmühle Solling benutzt ausschließlich bio-zertifizierte Ölsaaten und -nüsse für die Herstellung ihrer Speiseöle. Das zweite wichtige Qualitskriterium ist der Umgang in der Mühle. Die Ölmühle Solling arbeitet handwerklich und mit möglichst frischen Produkten. Das Mahlen findet in kleinen Spindelpressen statt. So werden Öle in kleinen Chargen hergestellt, die möglichst "mühlenfrisch" an den Konsumenten geschickt werden.

Die Speiseöle in der Verkostung

Die sieben Speiseöle, die ich verkosten durfte, waren: Erdnussöl, Sesamöl, Haselnussöl, Walnussöl, Arganöl, Traubenkernöl und Kürbiskernöl. Nach dem Einschenken der Öle fallen sofort die deutlich unterschiedlichen Farben der Öle ins Auge. Das Erdnussöl (ganz links auf dem Foto ganz oben) ist fast durchsichtig, während das Kürbiskernöl fast wie Balsamico Essig aussieht.

Für die Verkostung nahm ich einen kleinen Löffel, um die Öle pur zu probieren. Zum Neutralisieren gab es ein bisschen Brot und Joghurt. Hier ist eine kurze Beschreibung der Öls.

  1. Erdnussöl: fast durchsichtige Farbe; wenig Geruch, leichter Geschmack; das Öl wird aus ungerösteteten Nüssen gewonnen. Es eignet sich hervorragend zum Braten und sogar Frittieren.
     
  2. Sesamöl: intensiver Geruch; runder, voller Geschmack mit deutlichen Röstaromen; das Öl stammt aus gerösteten Sesamsamen. Es eignet sich besonders zum "Finishen" von asiatischen Speisen (warm oder kalt)
     
  3. Haselnussöl: leichter Haselnussgeruch; schmeckt wie flüssige Haselnüsse (sehr frischer Nussgeschmack); das Öl stammt aus ungerösteten Haselnüssen. Es eignet sich sowohl für süße als auch herzhafte Speisen.
     
  4. Walnussöl: deutlicher Walnussgeruch und -geschmack; auch hier hat man das Gefühl, man trinkt die flüssige Nuss; Das Öl stammt aus  ungerösteten Walnüssen; Es eignet sich ebenso wie das Haselnussöl für Süßes und Herzhaftes gleichermaßen.
     
  5. Arganöl: deutlich nussiger Geruch; schmeckt fruchtig und nussig (erinnert mich ein wenig an Mandel); im Abgang auch leicht bitter; das Öl stammt aus gerösteten Argannüssen; Es eignet sich für die warme und kalt Küche (besonders natürlich für nordafrikanische Speisen)
     
  6. Traubenkernöl: fruchtiger, leicht säuerlicher Geruch; schmeckt fruchtig und im Abgang leicht nussig; das Öl stammt aus frischen Weintraubenkernen; besonders geeignet für kalte Speisen (in Dressings, Dips etc.)
     
  7. Kürbiskernöl: deutlicher Geruch nach Kürbiskernen; durch die dicke Viskosität füllt das Öl den ganzen Mund aus; schmeckt nussig, süß mit einer leicht herben Note im Abgang; das Öl stammt aus gerösteten Kürbiskernen; eignet sich für herzhafte und süße Speisen (unbedingt auf Vanilleeis probieren).

Fazit: Die sieben Öle zeigen einen schönen Querschnitt von sehr unterschiedlichen Speiseölen. Die ersten vier Öle haben eindeutige Noten der Nuss bzw. des Samens, aus dem sie gemacht werden. Die letzten drei Öle sind meiner Meinung nach geschmacklich komplexer. Hier kommen (ähnlich wie beim Olivenöl) unterschiedliche Aromen zusammen.