Welche anderen Trends siehst Du gerade in der Kaffeeszene?
Trends in der Szene sind hochwertigere besondere also auch preisintensivere kaffees. focus auf neue brewing methods (Zubereitungsmethoden) vom Endkonsumenten bis zum Gastronomiekunden. Allerdings interessiert mich die Grundlagenarbeit zur Zeit mehr. Das Thema Qualitätssicherung und -verbesserung ist gerade ein ganz wichtiges für mich. Wir sind dabei, mehr und mehr Standards festzulegen, um die Qualität unserer Kaffees zu verbessern. So werden Rohkaffees nach Ernte und Verschiffung aus dem Ursprung nur noch bis zu 6 Monate bei uns lagern und in dieser Zeit verarbeitet.
Wir arbeiten seit geraumer Zeit mit dem Programm „Cropster“, das uns bei der Logistik und dem Qualitätsmanagements hilft. Wir können damit die speziellen Röstprofile (Temperaturkurve, Länge der Röstung etc.) der verschiedenen Kaffees sichern und für spätere Röstvorgänge wieder abrufen, anpassen und verbessern. Das Programm hilft aber nicht nur den Röstern wie uns, sondern auch den Kaffeebauern, die damit Ihr Farmmanagement betreiben können. Genau dafür wurde die Software übrigens auch von den Betreibern entwickelt. Wir haben uns nun bereit erklärt, Teil eines Modellversuchs zu sein, dessen Ziel es ist, den kompletten Weg des Kaffees von der Plantage über die Weiterverarbeitungsstationen, dem Exporteur, Importeur und Röster bis zur Ladentheke transparent zu machen. Deswegen haben wir verschiedene unsere Partnerfarmen in Costa Rica mit ins Boot geholt, die nun die Software ebenfalls benutzen. Sie können den Anbau und Ernte besser planen und ihre Erfahrungswerte speichern und teilen. Zudem können sie hiermit ihrer Farm und ihren Produkten einen Namen und ein Gesicht geben. Denn sie sind in der Lage, Informationen zu ihrem Kaffee, Fotos ihrer Plantage und weiteres den Käufern auf der anderen Seite der Welt zu zeigen. Es ist mein Traum, dass wir einen Weg weit weg von der Kaffeebörse etablieren und die transparente Nachverfolgung des Kaffees ist dabei ein ganz zentraler Punkt. Mit diesem Programm sehe ich nun zum ersten Mal die Möglichkeit dies zu schaffen.
Als wir das letztes Mal ausführlich über Kaffee sprachen, erzähltest Du über Deine eigene Kaffeeplantage in Costa Rica. Wie steht es um die?
Die Landflächen der Kaffeeplantage werden gerade vom landeseigenen Energieversorger enteignet, um es zu einem Naturschutzgebiet umzuwandeln, da in der Nähe ein großes Staudammprojekt gebaut wird. Also, ich werde ensprechend entschädigt und ehrlich gesagt, bin ich auch ganz froh, dass ich einen guten Weg aus der Geschichte gefunden habe. Denn ich habe gemerkt, dass es einfach zu viel für mich war, neben unserem Geschäft hier in Deutschland und unserem Kaffee-Exportgeschäft in Costa Rica auch noch eine eigene Finca zu betreiben. Das mag auf den ersten Blick romantisch aussehen, aber es ist harte Arbeit, die viel Zeit und Geld in Anspruch nimmt. Ich habe aber extrem viel in der Zeit über Kaffee gelernt. Ich habe Tage im CATIE (Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza) Institut verbracht und dort die Kaffeedatenbank studiert. Ich habe mir also durch den eigenen Anbau ein sehr großes Wissen über Kaffee angeeignet. Nun kann ich z.B. ganz anders mit Kaffeebauern reden. Ich verstehe deren Arbeit und weiß um die Problemstellungen und Herausforderungen, erkenne aber auch, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
Erzähl mir noch ein bisschen mehr über Euren Probat Trommelröster? Was sind die größten Unterschiede zum alten Heißluftröster?
In diesem Moment kommt Patricia Ungruh, die für sich für das Rösten der Spezialitätenkaffees verantwortlich zeigt, in den Raum und Sascha gibt die Frage gleich an sie weiter.
Der Röstvorgang lässt sich viel besser steuern. Beim Heißluftröster musste man vor dem Rösten genau eingeben, welche Temperatur und Länge der Vorgang haben sollte. Beim Probat Trommelröster kann ich diesen Vorgang manuell steuern und anpassen. Ich kann den Kaffee während der Röstung betrachten und riechen. Unser Röstvolumen ist um einiges größer, die Maschine um einiges massiver und unsere Röstungen werden kontrollierbarer, reproduzierbarer und gleichmässiger. Unsere Röstergebnisse auf dem Probat sind fantastisch. Die Kaffees werden komplexer und schmecken noch besser.
Sascha fährt fort:
Wie gesagt, es sind alles Teile unseres Strebens nach Perfektion. Auch wenn über 95% der Leute nicht schmecken würden, ob ein Rohkaffee einen Monat länger gelagert wurde, ob die Rösttemperatur etwas höher oder niedriger war oder ob nun ein Kaffee zu früh oder zu spät herausgenommen wurde. Wir als Röster haben aber einen Qualitätsanspruch, den wir mit unserem Handeln und in unseren regelmäßigen wöchentlichen Produktionscuppings immer weiter setzen. Hier fängt für uns die Perfektion an.