Die "göttliche" Geschichte der Schokolade

Geschichter der Schokolade

Zugegeben lange Ausführungen über die Geschichte von Lebensmitteln sind oft bedingt interessant, aber die Geschichte des Kakaos bzw. der Schokolade ist tatsächlich faszinierend. 

 

Die Anfänge der göttlichen Speise Kakao

Seit jeher umgibt die Schokolade etwas mythisches. Eine Legende der Azteken sieht den Kakao z. B. als Geschenk des Gottes Quetzalcoatl, der die Kakaosamen aus der göttlichen Welt stahl, um sie zu den Menschen zu bringen.

Die Geschichte der Schokolade beginnt in Zentralamerika, wo der Kakaobaum seinen Ursprung hat. Bereits seit ca. 1.500 v. Chr. wurde Kakao in der Kultur der Olmuken genutzt. Seine Bedeutung breitete sich schnell auf die verschiedenen Hochkulturen Zentral- und Südamerikas aus. Kakao diente nicht nur als Zahlungsmittel, sondern auch als Heilmittel. Ganz besondere Bedeutung erlangte der Kakao in religiösen Ritualen, wo er gleichbedeutend dem Blut eingesetzt wurde. Bei den Mayas und den Azteken wurde Kakao als bitteres Getränk zubereitet, das auf aztekisch Xocolatl (von xoco ‚bitter‘ und atl ‚Wasser‘) genannt wurde.

 

Der Weg des Kakaos nach Europa

Mit den spanischen Konquistadoren gelangte der Kakao im 15. Jahrhundert nach Europa. Anfangs war das Getränk aber zu bitter für die europäischen Gaumen, da die Mayas bzw. Azteken Kakao nur mit Wasser und Gewürzen (wie Pfeffer, Chili oder Vanille) vermischten. Die anregende Wirkung schien aber so beliebt zu sein, dass mit neuen Rezepten experimentiert wurde. Seinen Durchbruch erlebte der Schokotrunk, als man im 17. Jahrhundert damit begann, Zucker beizugeben. Kakao war in Europa lange Zeit Ordensmännern und dem Adel vorbehalten. So fand auch die Ausbreitung des Kakaos vor allem über Klöster und den Austausch zwischen den Königshäusern statt.

Die Spanier verdienten lange Zeit prächtig an der Kolonialware Kakao, da sie das Handelsmonopol besaßen. Allerdings rief die ansteigende Beliebtheit auch Begehrlichkeiten anderer Kolonialmächte hervor, denn mit Kakao ließ sich sehr gut Geld verdienen. So kam es, dass auch Frankreich, Portugal, England und die Niederlande eigene Territorien zum Anbau der Kakaofrucht erkämpften.

 

Kakao erobert die Gaumen der europäischen Oberschicht

Der Siegeszug der Trinkschokolade basierte sehr stark darauf, dass zum einen Mediziner im Mittelalter dem Kakao besondere gesundheitsfördernde Wirkungen (gegen Fieber, Magenschmerzen, Koliken usw.) zusprachen. Zum anderen wurde das Getränk auch in der Fastenzeit konsumiert. Dies rief zwar Vertreter der katholischen Kirche auf den Plan, denen der anregende Kakao ein Dorn im Auge war. Papst Pius V. entschied jedoch Ende des 16. Jahrhunderts, dass der Konsum nicht das Fasten breche. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war Schokolade nur der Oberschicht vorbehalten. 

Herstellung von Schokolade

Kakao & Schokolade werden zum Massenprodukt

Erst im 19. Jahrhundert fielen die Steuern und Zölle für den Kakao und dank der technischen Erfindungen der industriellen Revolution wurde Schokolade einer breiten Bevölkerungsschicht in Europa zugänglich.

Dass die Schweiz heutzutage so bekannt für die Herstellung von Schokoladen ist, liegt vor allem darin begründet, dass eine Reihe von sehr wichtigen Erfindungen im 19. Jahrhundert von Schweizern stammen. So erfand Phillippe Suchard den „Melangeur“, mit dem man die unterschiedlichen Zutaten der Schokolade besser vermischen konnte, Henri Nestlé das Milchpulver, was den Grundstein für den Durchbruch von Milchschokoladen legte, und Rodolphe Lindt die Conche, die die heute bekannte zarte Textur einer Tafelschokolade erzeugt. Kein Wunder also, dass die Namen dieser drei Schweizer auch heute als internationale Marken weltbekannt sind.

Auch wenn vieles in der Geschichte des Kakaos erforscht und recherchiert wurde, gibt es einige Fragezeichen, wie mir Georg Bernardini in einem Gespräch verriet:

„Wir wissen viel, was vor 1000 Jahren mit dem Kakao passiert ist, aber nicht genau, wer die erste Praline oder die erste Tafelschokolade erfunden hat. Bei der Praline gibt es z. B. verschiedene Versionen, in denen Franzosen, Deutsche und Belgier die Erfindung beanspruchen.“

 

Deutschland ist bei Schokolade ein Spätzünder 

Da Deutschland als zersplittertes Staatengeflecht lange Zeit international eine untergeordnete Rolle spielte, kam auch die Schokolade später nach Deutschland. Zudem waren politische Entscheidungen wie von Friedrich dem Großen wichtig, der unter allen Umständen verhindern wollte, Kolonialwaren vom Feind zu kaufen. Er versuchte, eigene Substitute in Preußen entwickeln zu lassen, wovon noch heute der Malz- bzw. Getreidekaffee zeugt. Der Versuch, ein Kakaosubstitut aus Lindenblüten zu entwickeln, scheiterte jedoch kläglich.

Erst im 18. Jahrhundert begannen die Deutschen sowohl den Vorsprung der technischen Entwicklungen als auch den Konsum anderer Länder aufzuholen. So wurde 1765 die erste deutsche Schokoladenfabrik in Steinhude von Prinz Wilhelm von der Lippe gegründet. Im 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Deutschland dann zu einem der wichtigsten Hersteller und Konsummärkte in Europa.

 

Schokolade: Die Geschichte wird weitergeschrieben

Dass die Geschichte der Schokolade weitergeschrieben wird, zeigt die Tatsache, dass vor kurzem eine für ausgestorben gehaltene Kakaosorte in Peru von zwei Amerikanern wiederentdeckt wurde. Die beiden Entdecker kontaktierten den Schweizer Schokoladenexperten Franz Ziegler, um mit seiner Hilfe aus diesen raren und kostbaren Kakabohnen eine der besten Schokoladen der Welt herzustellen. Nicht nur für Franz Ziegler ist dieser Fund etwas ganz besonderes: 

„Für mich ist es das größte Highlight, seitdem ich Chocolatier bin. Die Nacional galt vor 100 Jahren als die Königin des Kakaos. Ich fühle mich geehrt und glücklich, dass ich involviert sein kann.“