Wie trinkt man Sake?
Warm oder kalt? Wie ist nun der richtige Trinktemperatur für Sake? Zum Glück gibt es nicht den einen Weg, das japanische Traditionsgetränk zu genießen. Je nach Sorte oder auch persönlicher Vorliebe könnt ihr Sake warm und kalt trinken.
Guten Sake kalt und schlechten warm trinken?
Als ich begann, mich mit dem Thema Sake genauer zu beschäftigen, stolperte ich schnell über Ratschläge wie: billigen Sake trinkt man warm, guten Sake trinkt man kalt. Dies ist aber laut Dagmar Maas, Sake Sommeliere und Besitzerin der Sake-Importfirma Nihon Mono, ein Klischee.
Es hat nämlich nichts mit der Qualität des Sakes zu tun, wie man ihn trinken sollte, sondern viel mehr mit der Aromatik.
Denn bestimmte Temperaturen unterstützen bzw. dämpfen bestimmte Aromen. Als Faustregel kann man vereinfacht sagen, dass:
- kalte Temperaturen frische, fruchtige Noten unterstützen
- warme Temperaturen Umami- (herzhafte) und Reisnoten verstärken
Also, zuerst findet ihr am besten heraus, welche Aromatik der Sake hat, den ihr trinken möchtet, und dann entscheidet ihr euch für die richtige Temperatur.
Der Grund für den Ratschlag, man solle günstigen Sake eher warm und teuren Sake eher kalt trinken, liegt daran, dass ein fruchtiger, floraler und graziler Sake oft eine höhere Qualitätsstufe besitzt und damit teurer ist. Günstige Sakes haben tendenziell eher herzhafte Noten. Dies hat mit dem Poliergrad des Reiskorns zu tun. (Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte sich den Artikel "Was ist Sake?" anschauen.)
Allerdings gibt es auch sehr hochwertige und teure Sakes, die voller herzhafter Noten sind, und deshalb auch warm serviert werden.
Was heißt kalt und was heißt warm?
Meist geben Experten die mögliche Temperaturspanne für Sake von fünf bis 55 Grad Celsius an.
Stark gekühlt (also direkt aus dem Kühlschrank) werden vor allem Sparkling und unpasteurisierter (trüber) Sake serviert.
Leicht gekühlt (10-16 Grad) trinkt man sehr fruchtige, florale Sake. Dies sind meist hoch polierte Sorten, die auch als Daiginjo (oder auch Ginjo) bezeichnet werden.
Raumtemperatur: bei Raumtemperatur (und etwas darüber) nehmen wir Menschen die größte Vielzahl an Aromen und Geschmack wahr. Hier kommen also sowohl die herzhaften als auch die fruchtigen Noten durch.
Erwärmt (bis 55 Grad): Bei zunehmender Temperatur treten frische und fruchtige Noten in den Hintergrund, während die herzhaften Noten verstärkt werden. Wichtig beim Erwärmen ist, nicht über 55 Grad zu erhitzen, da bei zu heißen Temperaturen der Geschmack von Sake leiden wird. Selbst wenn man ihn dann zum Trinken wieder etwas abkühlen lässt, wird die Aromatik zum Teil zerstört sein.
Experimentieren lohnt sich
Grundsätzlich hat Sake gegenüber Wein den Vorteil, dass man ihn bei unterschiedlichen Temperaturen trinken kann. Bei den meisten Sake gibt es mehr als nur eine Trinktemperatur. Das liegt auch daran, dass viele Sakes sowohl fruchtige als herzhafte Noten vereinen. Das lädt zum Experimentieren ein.
Ihr könnt zum Beispiel den gleichen Sake zuerst leicht gekühlt, dann bei Zimmertemperatur und dann leicht erwärmt trinken und erleben, wie sich der Geschmack verändert.
Je kühler der Sake getrunken wird, desto mehr treten frische und fruchtige Aromen in den Vordergrund. Je wärmer der Sake wird, desto mehr kommen Reis- und Umaminoten hervor.
Es führen also viele Wege nach Rom (bzw. nach Tokio). Denn zu guter Letzt kommt es auch auf eure individuellen Vorlieben ab. Mögt ihr eher fruchtig-florale Noten, dann trinkt ihr einen Sake tendenziell kühler, mögt ihr es eher herzhaft, denn eher wärmer. Wie gesagt, experimentieren lohnt sich!
In diesem Sinne, bleibt neugierig!
Euer
Jörn
Gründer, TRY FOODS
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