Ein Gespräch über die Olivenernte

Die neue Olivenernte 2014/15 ist ein heikles Thema, da es in vielen Anbauländern zu großen Ernteausfällen gekommen ist.

Ich sprach mit Thomas Fuhlrott von unserem Olivenöl-Partner zait über die diesjährige Ernte sowie seine Besuche bei den Olivenölproduzenten. (Fotos: Thomas Fuhlrott, zait)

 

Es ging schon durch die Medien, dass die Olivenernte dieses Jahr schwierig sei. Woran liegt es?

In diesem Jahr ist in vielen Regionen alles schief gegangen, was schief gehen konnte. Es fing an mit Hagelschäden während der Olivenblütezeit. Dann war der Sommer nicht heiß genug, sodass sich die Olivenfliege ausbreiten konnte und schlussendlich war die Wetterlage auch während der Erntezeit sehr ungünstig. Dies führt dazu, es  Ernteeinbußen von bis zu 80-90% gibt. Für eine Reihe von kleinen Produzenten kann dies das wirtschaftliche Aus bedeuten. Dieses Jahr hat es Italien besonders getroffen. Im letzten Jahr war es auf Kreta ähnlich. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Wetterkapriolen in jüngster Zeit zunehmen. Ich bin seit 15 Jahren im Olivenölgeschäft und solche extremen Ausfälle wie jetzt gab es in der Vergangenheit nicht. 

Sind alle Anbauregionen, aus denen Ihr Olivenöle bezieht, gleich betroffen?

Nein, besonders schlimm ist die Situation in Sizilien. Die Produzenten in Apulien und Kampanien sind auch stark betroffen, aber nicht ganz so drastisch wie auf Sizilien. Unser Partner in Kampanien hat aber auch einen Erntesausfall von ca. 60%. Auch in Portugal gab es dieses Jahr Schwierigkeiten. Hier stehen wir gerade in Gesprächen mit dem Produzenten. Die Regionen Kreta und Katalonien sind zum Glück nicht betroffen. So ist das katalonische Olivenöl dieses Jahr sensationell und auch das kretische Öl ist viel komplexer als noch im Vorjahr. Und beide konnten in genügend großen Mengen geerntet werden.

Welche Auswirkungen haben die Ernteprobleme auf die Preise, die Qualität und das Angebot in diesem Jahr?

Im Discountersegment wird man mit großer Wahrscheinlichkeit keine großen Unterschiede merken, da die industriellen Hersteller und Exporteure große Lagerbestände von Olivenöl aus den Vorjahren aufgebaut haben, die sie jetzt verkaufen werden und so die Einbußen aus diesem Jahr ausgleichen können. Hier spielen aber natürlich Frische, Geschmack und Qualität keine Rolle.

Bei den hochwertigen Olivenölen sieht es ganz anders aus. Es wird zwar dieses Jahr auch wieder hervorragende Olivenöle geben - auch aus Regionen mit großen Ernteeinbußen - aber der Aufwand ist viel höher, da die Bauern sehr viele beschädigte Oliven aussortieren müssen. Und natürlich ist das Angebot viel kleiner, sodass die Preise für gute Olivenöle stark steigen werden.

Du bist ja gerade von dem Produzentenbesuch aus Kreta zurückgekehrt. Was hast Du dort gesehen?

Generell versuche ich jedes Jahr alle unsere Prouzenten zu besuchen und mit ihnen persönlich über die Ernte und die Öle zu sprechen. Ich war in Katalonien, Kampanien und eben auf Kreta und fahre bald nach Sizilien. Die persönlichen Besuche sind mir sehr wichtig. Es ist ganz anders, als wenn ich bei mir am Schreibtisch sitze und nur zugeschickte Proben verkoste. Ich möchte direkt mit dem Produzenten reden und erfahren, wie die Ernte war, welche Schwierigkeiten es ggf. gab. Und natürlich schaue ich mir die Mühle an und probiere die Olivenöle vor Ort.

Worauf achtest Du bei dem Besuch in der Mühle?

Ich schaue mir an, wie die Produzenten die Oliven selektieren und wie schnell und sauber sie sie zu Ölen verarbeiten. Allerdings muss man wissen, dass ich bereits seit vielen Jahren mit den gleichen Produzenten arbeite, sodass ich bereits weiß, wie sie generell arbeiten. Für mich steht deshalb im Vordergrund, die Öle vor Ort auszusuchen, die wir von zait anbieten wollen. Man muss es sich so vorstellen: Ein Produzent, der gut und sauber arbeitet, füllt die Öle je nach Qualität, Olivensorte und Erntezeitpunkt in unterschiedliche Tanks ab. Ich probiere die unterschiedlichen Tanks und sage ganz konkret, das Öl aus diesem oder jenem Tank möchte ich haben. So ist gewährleistet, dass unser Olivenöl immer einzigartig ist. Unsere Produzenten beliefern auch andere Händler, aber das spezielle Olivenöl aus diesem einen Tank bekommen nur wir. Und das macht das Öl von zait unter anderem so besonders.

Was gefällt Dir an den Besuchen bei den Produzenten besonders?

Ich sage immer: Um die Seele des Olivenöls zu verstehen, muss man die Seele des Landes verstehen, aus dem das Öl kommt. Für mich ist es sehr wichtig, nicht nur bei dem Produzenten im Büro zu sitzen, sondern mir noch mindestens einen Tag Zeit zu nehmen, um das Land zu sehen und die Gegend zu erleben. So erfährt man, welchen Stellenwert das Olivenöl dort hat. Ich probiere natürlich immer etwas aus der lokalen Küche und bringe so immer neue Ideen für die Verwendung der Öle mit nach Deutschland.

Nur durch die vielen Besuche in den Regionen konnten wir eine so starke Beziehung zu unseren Partnern aufbauen. In Italien braucht dieses Jahr kein neuer Händler versuchen, von guten Produzenten Olivenöle zu bekommen. Das geht nur, wenn man sie kennt und mit ihnen seit Jahren eng zusammenarbeitet.