Schwarzer Tee im Geschmackstest

Heute stehen elf verschiedene Schwarztees vor uns auf dem Verkostungstisch. Mal sehen, wie sehr wir geschmackliche Unterschiede feststellen können.

Auf dem wöchentlichen TRY FOODS Probier-Tisch stehen schwarze Tees aus bekannten Herkunftsländern wie Indien, Sri Lanka und China sowie aus eher unbekannteren wie Nepal und Japan (ich kannte bis dato nur grüne Tees aus Japan). Es ist das erste Mal, dass ich eine so große Auswahl von schwarzen Tees direkt nebeneinander verkoste. Ein großes Dankeschön geht an PiTea und Les Jardins de Gaia, die uns die Tees kostenlos zur Verfügung gestellt haben. 

 

Schwarzer Tee: Tea Time und Plüschsofa im Winter

Grüner Tee scheint gerade schwer angesagt zu sein. Sei es Matcha, Detox-Getränke, Eiskreationen oder andere Trendprodukte, sie alle werden mit Grüntees zubereitet. Schwarzer Tee kommt hier nicht vor. Grüntee hat was leichtes, gesundes und modernes. Bei schwarzem Tee kommen mir Bilder von alten englischen Männern und Frauen in Tweed-Jacken in den Sinn, die auf dicken Plüschsofas sitzend ihren schwarzen Tee aus feinen Prozellantassen schlürfen, während es draußen vor dem Fenster stürmt. Es sind also eher schwere, dunkle und altmodische Assoziationen, die mit schwarzem Tee in Verbindung gebracht werden. 

Was ist schwarzer Tee? 

Schwarzer und grüner Tee stammen von der gleichen Teepflanze (Thea Camellia). Für den schwarzen Tee werden die Teeblätter nach der Ernte in die Sonne zum Trocknen gelegt. Durch die Oxidation (Kontakt mit Sauerstoff) verfärben sich die Blätter schwarz. Diesen Vorgang kann man auch als Fermentation beschreiben, durch die sich bestimmte Aromenstoffe bilden und den schwarzen Tee anders schmecken lassen als grünen Tee. Beim grünen Tee wird direkt nach der Ernte die Fermentation unterbunden. Dies wird durch Wasserdampf oder Röstung erreicht. 

Ist grüner Tee gesünder? 

Aufgrund meiner oben genannter Vorurteile grünem (gesund, leicht und modern) und schwarzem (schwer, dunkel und altmodisch) Tee gegenüber möchte ich herausfinden, ob grüner Tee in der Tat gesünder ist. Eine kurze Internetrecherche ergibt zuerst widersprüchliche Aussagen. Allerdings finde ich eine wissenschaftliche Studie des Deutschen Teeverbands, die besagt, dass schwarzer und grüner Tee "gleichrangig nebeneinander stehen", was die Gesundheit angeht. Somit ist also schon mal mit diesem Vorurteil aufgeräumt... 

 


Wie schmeckt schwarzer Tee?

Kommen wir nun zur Frage, die mich besonders interessiert, nämlich die des Geschmacks. Wenn ich versuche mich an den Geschmack von schwarzen Tees zu erinnern, die ich getrunken habe, so denke ich an Dinge wie "erdige, bittere Note" und "trockener Nachgeschmack". Als leidenschaftlicher Kaffeetrinker ist schwarzer Tee für mich geschmacklich immer dicht am Kaffee gewesen, konnte ihm in meinem Kopf aber nie das Wasser reichen. 

Wir probieren die elf Sorten zu viert. Nur einer von uns kann sagen, welche Sorte er am liebsten mag und zwar schwarze Tees aus Assam. Ich selbst habe keine bestimmte Vorliebe und weiß nur, dass die schwarzen Tees oft nach der Region benannt werden, aus der sie kommen (aufe jeden Fall in Indien) und dass besonders die Region Darjeeling bekannt für hochwertige Schwarztees ist. 

Uns fällt gleich auf, dass sowohl die Farbe der Teeblätter als auch der gebrühte Tee in den Gläsern sehr unterschiedlich aussehen. Einige der Tees sind nicht komplett schwarz, sondern beinhalten Blätter, die dunkelgrün oder braun aussehen. Anscheinend gibt es hier Unterschiede, wie stark die Tees durchfermentieren (bzw. oxidieren). 

Beim Blick auf die Gläser erwarten wir von den dunkleren Tees intensivere Noten und bei den helleren Tees leichtere Aromen. Dies trifft auch oft zu, allerdings gibt es einige Ausreißer. So probieren wir einen relativ hellen Tee aus China ("Golden Monkey"), der einen sehr rauchigen, erdigen Geschmack hat. 

Ansonsten geht das Geschmacksspektrum von mild (Mountain Gift aus Sri Lanka) über blumige Noten (Golden Buds aus China) und süßliche Aromen (Darjeeling aus Indien) bis hin zu erdigen, trockenen/adstringenten Noten (Assam aus Indien). Und dann gibt es noch einen geschmacklichen Wow-Effekt: ein schwarzer Tee aus Japan mit dem Namen "Rosé Cha". Es ist wirklich sehr schwer den Geschmack zu beschreiben. Er schmeckt süßlich, blumig und kombiniert dies mit einem tiefen Geschmack, den ich irgendwo in die Umami-Ecke einordnen würde. 

Unser Fazit:

Uns gefallen zum einen die eher filigraneren schwarzen Tees, die weniger holzig und erdig daher kamen. Hier stehen besonders die drei verschiedenen Tees aus Darjeeling hoch im Kurs. Und zum anderen ist die unerwartete Geschmacksexplosion des japanischen Schwarztees für drei von uns ein absoluter Highlight! Die Verkostung hat auf jedem Fall auch mit dem geschmacklichen Vorurteil aufgeräumt, dass ich gegenüber schwarzem Tees hatte. Die geschmackliche Vielfalt ist wie beim Kaffee enorm und erlaubt vielfältige Geschmackserlebnisse. Wir freuen uns weiter mit schwarzen Tees zu experimentieren. Bald steht auf jeden Fall auch eine Verkostung mit Cold Brew (kalt gebrühten) Tees auf dem Programm. So wird für uns nach und nach aus dem schweren, altmodischen Schwarztee ein spannendes, facettenreiches Getränk! 

In diesem Sinne, bleiben Sie neugierig!

Ihr
Jörn Gutowski
Gründer, TRY FOODS