Olivenöl aus Korfu

Olivenbäume auf Korfu

Die ionische Insel Korfu ist ein wahres Olivenbaum-Paradies. Die kleine Insel ist ganz allein für ca. drei Prozent der weltweiten Olivenölproduktion verantwortlich, aber korfiotisches Olivenöl landet kaum in den Regalen deutscher Supermärkte oder Feinkostläden. Warum das so ist, erfuhr ich während meines 7-tägigen Aufenthalts auf der Insel. 

 

Korfu - Eine Insel voller Olivenbäume 

Bei einer Fahrt über die spektakulären Serpentinenstraßen der hügeligen Insel fällt der Blick immer wieder auf Olivenhaine. Die Bäume sind auf der Insel allgegenwärtig. Mehr als vier Millionen Bäume soll es geben. Statistisch gesehen besitzt somit jeder der 100.000 Einwohner ca. 40 Bäume. So gut wie jede Familie hat eigene Bäume und macht ihr eigenes Olivenöl. Bei einem Kochkurs in einer kleinen Taverne im Norden der Insel lernte ich von unser Köchin Stella, das Olivenöl eigentlich in jedes korfiotisches Gericht gehört.

Die Olivenbäume wurden vor allem im 16. Jahrhundert gepflanzt, als die Venezianer die Insel regierten. Die vorherrschende Olivensorte heißt Lianolia. Während die Früchte recht klein sind, sind die Bäume dieser Sorte umso größer. Da sie zudem über Jahrhunderte nicht geschnitten wurden, sieht man auf der Insel wahre Baumriesen! 

 Olivenbäume mit Netzen auf Korfu

Korfiotisches Olivenöl - meist nur niedrige Qualität

Nachdem ich hörte, das Korfu die Insel der Olivenbäume sei, war ich umso erfreuter die hiesigen Olivenöle zu probieren. Leider wurde ich aber bei meinen ersten Probiererfahrungen enttäuscht. Die Öle in den Tavernen schmeckten schwer, buttrig und besaßen wenig Aromen. Es fehlten die frischen Noten von Gras und Früchten. Der Geschmack deutete auf sehr spät geerntete Oliven hin. 

Bei einem Gespräch mit einem Deutsch-Korfioten lernte ich dann, dass die Oliven aufgrund der Höhe der Bäume sehr schwer zu ernten sind und die Korfioten meist so lange warten, bis die Oliven von selbst zu Boden fallen. Sie landen auf Netzen, die unter den Bäumen liegen. Oft bleiben sie dort mehrere Tage liegen, bevor sie eingesammelt und zu Mühle gebracht werden. 

Selbst während meines Besuchs Anfang Mai sah ich noch Olivenbauern bei der Ernte. Es ist ausgeschlossen, dass man aus solchen Oliven ein hochwertiges extra natives Olivenöl pressen kann. Die Schale der Oliven ist bei zunehmender Reifung immer empfindlicher. Sie platzt leicht und die Frucht fängt an zu verfaulen. Dies passiert besonders schnell, sobald die Olive vom Baum ist. Produzenten, die auf Qualität achten, ernten nur Oliven diirekt vom Baum und pressen sie innerhalb von 24 Stunden nach der Ernte. 

Ich erfuhr weiter, dass fast das komplette Olivenöl aus Korfu nach Italien verschifft wird, wo es mit großer Wahrscheinlichkeit in den Lagerhallen der großen industriellen Olivenölhersteller bearbeitet und mit schönen Etiketten als "extra natives Olivenöl" verkauft wird. Somit landet das Olivenöl aus Korfu über Umwegen zwar doch in den Regalen deutscher Supermärkte. Allerdings wird es vermischt mit anderen minderwertigen Olivenölen aus dem gesamten Mittelmeerraum und als "Olivenöl aus der Gemeinschaft" verkauft. 

Bio Olivenöl aus Korfu von Costas Konstantinos

Korfiotisches Olivenöl - Ausnahmen bestätigen die Regel

Zum Glück fand ich dank einer Empfehlung aber einen der wenigen Bio-Olivenölproduzenten auf Korfu, dessen Anspruch und Ansatz genauso ist, wie ich sie von anderen Qualitätsherstellern herkenne. Kostas Konstantinos bewirtschaftet im Nordwesten der Insel (nahe dem malerischen Ort Afionas) sechs Hektar, auf denen er biologisch anbaut, erntet und presst. Er erntet seine Bäume auch viel früher (Oktober bis Dezember) als seine Nachbarn und das schmeckt man in seinem Olivenöl. Es ist zwar weiterhin eher mild - die Sorte Lianolia ähnelt der spanischen Arbequina sowohl im Aussehen als auch im Geschmack - aber nichtdestotrotz schmeckt man deutlich frische Noten heraus. 

Kostas nahm sich während meines Besuchs viel Zeit. Er zeigte mir sowohl seinen kleinen Verkaufsraum, in dem er neben Olivenöl auch Geschnitztes aus Olivenholz verkauft, als auch seine kleine Mühle, in der er pro Jahr 1.800 - 2.500 Liter Bio-Olivenöl herstellt. Kostas erwirtschaft damit gerade mal die Hälfte von dem, was Produzenten auf der Insel, die bis zur kompletten Reifung warten und nicht wie er biologisch arbeiten, auf der gleichen Anbaufläche ernten.

Ein weiteres interessantes Olivenöl fand ich, als ich durch Zufall in Korfu Stadt in die Seifenmanufaktur Patounis stolperte. Angezogen von dem alten Charme des Interieurs wurde ich neugierig und erhielt von Apostolos Patounis, der in fünfter Generation die Manufaktur leitet, eine interessante Einführung in die Welt der traditionellen Seifenherstellung. Nebenbei verkauft er u.a. das Olivenöl Dr. Kavvadia, welches er mir zum Verkosten gab. Dieses Öl war wirklich ungewöhnlich: Zuerst sehr schwer und ölig im Mund, weshalb ich schon dachte, es sei eines der vielen minderwertigen korfiotischen Öle, aber auf einmal spürte ich grüne Noten und einen sehr pikaten Abgang! 

Diese beiden Olivenöle sorgten dafür, dass der Olivenöltester in mir sich wieder mit der ansonsten so wunderschönen Insel versöhnen konnte, auch wenn die Öle, die ich probierte, nicht zu meinen Lieblingsölen zählen. Generell eignet sich die Sorte Lianolia für alle, die es eher mild, nussig, ölig und nicht zu grün und bitter mögen. Ich persönlich mag halt eher fruchtig-intensive Olivenöle.

In diesem Sinne, bleibt neugierig!

Euer
Jörn Gutowski
Gründer, TRY FOODS 

 

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