Bourbon und Rye Whiskey: Was zeichnet amerikanische Whiskeys aus?
Keine Frage, der amerikanische Whiskey steht in Deutschland im Schatten vom Scotch Whiskey. Oft wird er eher mit billigem Cola-Whiskey-Mischgetränken vebunden als mit Qualität. Dabei findet man in den USA genauso wie in Schottland Destillerien, die auf Handwerk und Qualität achten und die hervorragende Whiskeys komponieren. Grund genug für mich, sich die Stile und Sorten des amerikanischen Whiskeys genauer anzuschauen.
Was ist Whiskey
Bevor ich mir die amerikanischen Whiskeys vornehme, ist hier eine allgemeine Definition für Whiskey:
Whiskey ist ein aus Getreide fermentiertes Getränk, das im Fass gelagert wird und mindestens 40% Alkohol hat. Die meisten Quellen geben Irland (Anfang des 15. Jahrhunderts) als Ursprungsland an, aber es gibt auch andere Theorien, die die Schotten oder die Wikinger als Erfinder nennen. Das Wissen des Destillierens hatten aber bereits die alten Ägypter und die Chinesen, die lange vor der Neuzeit Spirituosen brannten.
Mittlerweile wird Whiskey auf der ganzen Welt hergestellt, wobei die bekanntesten Herstellerländer Schottland, Irland und die USA sind. Übrigens, wer sich fragt, wie Whiskey korrekt geschrieben wird: Es gibt zwei Schreibweisen. Whisky aus Schottland (Scotch) wird ohne „e“ geschrieben, während die irische und amerikanische Schreibweise ein „e“ einfügt. Das Wort Whiskey ist abgeleitet vom gälischen „usque baugh“, was soviel wie Lebenswasser bedeutet. Es bezieht sich auf „Aqua Vitae“, was im Mittelalter die übliche Bezeichnung für Spirituosen war. Die traditionellen Whiskey-Nationen haben ihre eigenen Traditionen, aus denen charakteristische Stile entstanden sind. So ist der für Schottland bekannteste Stil der „Single Malt“. Er bezeichnet einen Whisky ausschließlich aus gemälzter Gerste (Malt).
Der amerikanische Whiskey
Meist wird Bourbon mit amerikanischem Whiskey gleichgesetzt. Keine Frage, er ist auch die wichtigste und bekannteste Sorte, aber es gibt eine ganze Reihe anderer Stile, von denen besonders der Rye zu nennen ist.
Bourbon:
Bourbon muss per Gesetz immer aus mindestens 51% Mais bestehen. Traditionell kommen Roggen und Gerstenmalz dazu. Eine typische "mash bill" (Zusammensetzung der Maische) für einen Bourbon besteht aus 60–80% Mais, 10–15% Roggen und 10–15% Gerste. Bourbon ist bekannt für seinen zugänglichen, süßlich-vanilligen, Geschmack.
Seit einiger Zeit wird auch „Wheated Bourbon“ beliebter. Für diesen mischt man Weizen (meist anstatt dem Roggen) der Maische bei. Bourbon kann in den gesamten USA hergestellt werden, aber 95% stammen aus Kentucky. Die Gegend ist perfekt für die Herstellung: von den vielen Flüssen, die das Wasser für die Gärung liefern, über perfekte Bedingungen für den Maisanbau bis zu idealen klimatischen Bedingungen für die Holzfassreifung.
Eine spezielle Art des Bourbons ist der herkunftsgeschützte Tennessee Whiskey. Dieser wird nach der Destillation durch Holzkohle gefiltert, was ihm u.a. einen milderen Geschmack verleiht. Da das Thema Regionalität gerade viel beachtet wird, basteln auch andere Bundesstaaten wie Texas, New York und Missouri an eigenen herkunftsbezogenen Sorten.
Rye:
Rye Whiskey muss per Gesetz immer mindestens 51% Roggen beinhalten. Er stammt traditionell aus den nördlicheren Bundesstaaten (New York, Maryland und Pennsylvania) – überall, wo Roggen gut gedeiht – kann aber prinzipiell auf der ganzen Welt produziert werden. Rye schmeckt rauher, würziger und brotiger als Bourbon.
Weitere Sorten:
Neben Bourbon und Rye gibt es in den USA noch weitere Sorten wie z. B.:
- Corn Whiskey (80-100 % Mais, Lagerung in gebrauchten Holzfässern)
- Malt Whiskey (min. 51 % aus Gerstenmalz); genau wie in Schottland findet man auch Single Malt Whiskeys (ausschließlich aus gemälzter Gerste) in den USA.
Warum ist Scotch Whiskey beliebter als amerikanischer Whiskey?
Abschlißend möchte ich auf die Eingangsfrage zurückkommen: Warum ist Scotch bei uns beliebter als Bourbon & Rye? Antworten dazu fand ich in Gesprächen mit Thomas Domenig (Autor von "Bourbon – Ein Bekenntnis zum Amerikanischen Whiskey") und Drew Mayville, dem Master-Blender der Buffalo Trace Distillery in Kentucky.
Beide sehen den Hauptgrund darin, dass der Scotch einen zeitlichen Vorsprung in Deutschland hatte und sich viele Whiskey-Trinker somit an den Geschmack der Single Malts gewöhnt hat. Bis vor gut 20 Jahren waren in Deutschland vor allem billige Bourbons der großen Marken zu haben, bei denen es weniger um den Genuss eines puren Whiskeys, sondern um ein Spaßgetränk für einen feucht-fröhlichen Abend ging.
Mittlerweile hat sich einiges getan, die Amerikaner setzen zu einer Qualitätsoffensive an. Sowohl alteingesessene Brennereien setzen (wieder) auf hochwertige Whiskeys als auch die innovative Craft-Destillerien bringen Bewegung in den Markt. Immer mehr von diesen Bourbon und Rye Whiskeys finden ihren Weg auch nach Deutschland - also am besten mal bei eurem Whiskey-Dealer des Vertrauens nach einem U.S. Whiskey fragen!
In diesem Sinne bleibt neugierig!
Euer
Jörn Gutowski
Gründer, TRY FOODS