Was zeichnet einen guten Honig aus?

Imker Kohfink mit Jörn Gutowski

Honig ist besonders bei uns Deutschen beliebt. Kein anderes Land hat einen solch hohen Pro-Kopf-Verbrauch. Dementsprechend groß ist das Angebot im Supermarkt. Bei vielen schleicht sich bei dieser großen Auswahl und den großen Preisunterschieden das Gefühl von Überforderung ein, denn Qualität im Honig zu erkennen, ist gar nicht so leicht.  

Gern teile ich einige Qualitätskriterien, die aus meiner Sicht wichtig sind. Diese fallen in zwei Kategorien. Zum Einen sind es "direkte" Kriterien, also welche, die man direkt im Honigglas feststellen kann. Zum Anderen sind mir ebenfalls "indirekte" Kriterien wichtig. Zu diesen gehören die faire Bezahlung von Imker*innen, die Haltung der Bienen sowie die Auswirkungen auf die Umwelt.  

 

Honig-Qualität im Glas (direkte Kriterien)

Wenn man vor einem Regal mit verschiedenen Honigen steht, stellt sich unwillkürlich die Frage, woran ich Qualität festmachen kann. Hier sind ein paar Punkte, auf die ihr achten könnt.

1. Sauberkeit:

Nehmt das Glas aus dem Regal und dreht es um. Wenn ihr auf dem Glasboden dunkle Punkte seht, war das Glas nicht sauber. Honig ist ein Einzutatenprodukt, weshalb alles, was anders ist oben oder unten schwimmt.

2. Herkunft:

Es geht hierbei nicht darum, dass regionaler Honig aus Deutschland per se besser als der aus dem Ausland ist, aber wichtig ist, wie transparent die Herkunft des Honigs ist. Wenn der Hersteller keinerlei konkrete Angaben macht, kann man meist davon ausgehen, dass er möglichst günstige Honige  zusammenmischt. Diese können sich nach Preislage dann von Ernte zu Ernte ändern - Hauptsache es ist billig. Bei transparenter Angabe der geografischen Herkunft und der Sorte, kann man dagegen eher davon ausgehen, dass es hier primär darum geht einen charakteristischen Honig herzustellen. 

 

Honigsiegel

3. Siegel:

Neben den Bio-Siegeln kann man ebenfalls auf das Siegel des Deutschen Imkerbundes (DIB) achten. Beide beinhalten strengere Qualitätsregeln als die Mindestvoraussetzungen des Gesetzgebers. Als Beispiel ist z.B. der erlaubte Höchstwert von Wasser zu nennen. Während er bei normalen Honigen bei 20% liegt, so darf er bei Honigen mit Bio- oder DIB-Siegel bei maximal 18% liegen. Je weniger Wasser desto mehr Honig (= mehr Geschmack) befindet sich im Glas. 

 

Honig-Qualität (indirekte Kriterien)

Neben der Qualität, die man anhand des Glases sehen bzw. schmecken kann, gibt es noch eine Reihe von weiteren Kriterien, die mit der Bienenhaltung und der Arbeit des Imkers zu tun haben. Einige aus meiner Sicht wichtige Aspekte sind:

Lokale Bestäubung:

Bienen übernehmen im Ökosystem eine sehr wichtige Aufgabe: Mit ihrer Bestäubungsleistung ermöglichen sie das Ausbilden von Früchten und Samen. Gemeinsam mit anderen Insekten (wie Hummeln und Wespen) sorgen sie dafür, dass sich ca. 80 % unserer Pflanzenarten fortpflanzen. Fehlten die Bestäuber, hätte dies drastische Auswirkungen, denn es würden viele bunte Blüten und viel Gemüse aus unseren Gärten und unser einheimisches Obst verschwinden. Wie der Imker Marc-Wilhelm Kohfink mir eindrücklich erklärte: "Man kann Honig importieren, aber keine Bestäubung." 

Mit dem Einkauf regionaler Honige sichert man auch regionale Bestäubung und bekommt gleichzeitig eine gesteigerte Sensibilität des Ökosystem. 

 

Arbeit des Imkers:

Imker*innen halten ihre Bienenvölker sehr unterschiedlich. Auch wenn es sich bei den Bienen für Berufsimker*innen um "Nutztiere" handelt, so ist bei Bienen wie bei anderen Tieren auch eine möglichst artgerechte und schonende Haltung  wichtig. Hier geht es z.B. darum, welche Materialien für die Bienenstöcke eingesetzt werden und inwieweit man die Bienen konstant unter Stress setzt (z.B. durch viele Transporte). Hier helfen wiederum Bio-Siegel bzw. ein Gespräch mit der/dem lokalen Imker*in über die Haltung der Bienen. 

 

Die wichtigsten Qualitätskriterien könnt ihr euch in diesem kurzen Video anschauen. 

In diesem Sinne bleibt neugierig!

Euer
Jörn Gutowski
Gründer, TRY FOODS