Einheimische Speiseöle

Warum in die Ferne schweifen, wenn das gute Öl doch so nah ist? -

Interessanterweise haben mir innerhalb kürzester Zeit verschiedene Ölmühlen aus Deutschland Proben ihrer Öle aus hiesigen Pflanzen geschickt, um zu zeigen, dass man nicht unbedingt zum Olivenöl greifen muss, wenn man gesundes und leckeres Speiseöl möchte.

Speiseöle aus einheimischen Pflanzen

Über die tollen Speiseöle der Ölmühle Solling berichtete ich bereits in meinem Blogartikel: Gut geölt durch den Winter. Heute habe ich mir zwei weitere Speiseöle aus hiesigen Pflanzen vorgenommen, die beide mit ihrem guten Geschmack und ihren gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen werben: Leindotteröl und Rapsöl. Beide Öle werden von kleinen Manufakturen hergestellt, die man für das jeweilige Öl wohl als Experten beschreiben kann.

Rapsöl als das meist konsumierte Speiseöl Deutschlands ist natürlich für die meisten bekannter als das Leindoteröl. Über das Rapsöl ist zudem gerade in letzter Zeit medial viel berichtet worden. Die Überschriften hatten folgenden Tenor: "Neue Studie zeigt: Rapsöl ist gesünder als Olivenöl".

Ich persönlich halte mich beim Thema Lebensmittel und ihre gesundheitsfördernden oder -schädlichen Auswirkungen stark zurück, da es gefühlt wöchentlich neue Studien gibt, die das eine oder andere Produkt entweder hochjubeln oder verdammen

Bei TRY FOODS geht es vielmehr um die Geschichte hinter dem Produkte und um den Geschmack. Denn meiner Meinung nach sollte jeder einfach seinem gesunden Menschenverstand und seinem Geschmack folgen, dann ist schon viel erreicht.

Leindotteröl von der Ölmühle Bliesgau

 

Leindotteröl aus der Bliesgau-Mühle im Saarland

Es gibt wohl kaum eine andere Ölmühle in Deutschland, die sich so sehr verdient um die Renaissance des Leindotteröls in Deutschland gemacht hat wie die Bliesgau-Mühle. Im Jahre 2000 begannen die beiden Gründer Patric Blies und Jörg Hector damit, native Speiseöle aus Leindotter herzustellen.

Mir war nicht bewusst, dass sie damit eine alte Kulturpflanze, dessen Öl bereits von Kelten geschätzt wurde, wieder neues Leben eingehaucht hatten. Nicht nur das Öl besticht durch einen angenehmen Geschmack und dem sehr positiven Anteil und Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 Fettsäuren, sondern auch die Pflanze besitzt viele Vorteile für den Anbau auf dem Acker. Nach dem Lesen der Broschüre der Bliesgau-Mühle hört sie Leindotter fast wie die perfekte Traumpflanze an, da sie als Mischpflanze neben einer Hauptpflanze (wie z.B. Weizen) gedeiht, Unkraut verhindert, die Qualität der Hauptpflanze verbessert und sehr anspruchslos hinsichtlich der Böden und der Wasseraufnahme (durchsteht Dürre und Regenstürme) ist.

Die Gründer der Bliesgau-Mühle arbeiten seit Anfang an mit einem regionalen Bio-Landwirt zusammen, der den kompletten Bedarf an Leindotter für die Mühle anbaut. So können sie die Qualität ihres Rohstoffes sichern und gleichzeitig die regionale, nachhaltige Landwirtschaft im Bliesgau/Saarland unterstützen.

Herstellung von Leindotteröl

In einem aufwendigen Prozess werden die Leindottersamen von den Schoten getrennt und mehrfach gereinigt. Die Samen werden dann kaltgepresst. Das abtropfende Öl wird in Behältern gesammelt und mittels natürlichem Absetzverfahren von seinen Trübstoffen befreit. Das Öl wird im Anschluss sofort in Flaschen gefüllt und versiegelt.

Ein interessanter Unterschied zum Olivenöl ist, dass man die Samen nach der Reinigung ohne Probleme längere Zeit lagern kann, bevor sie gepresst werden, so dass man über eine ganzes Jahr bis zur nächsten Ernte immer frisches Öl ohne Qualitätsverlust erhält.

Der Geschmack: Leindotteröl probieren

Laut der Information der Bliesgau-Mühle kann der Geschmack von Leindotteröl von sanft spargelig über nussig und kohlig bis zu rettich-artig gehen. Ich war also gespannt, was ich schmecken würde.

Gleich als die Flasche öffnete und mir ein wenig auf den Löffel goss, spürte ich eine deutliche Spargelnote in meiner Nase. Auch im Mund schmeckte das Öl zuerst klar nach Spargel. Später kam noch ein leicht nussiges Aroma hinzu, und ich meine auch, rohe Erbsen geschmeckt zu haben oder ein anderes grünes, leicht unreifes Gemüse. Insgesamt war der Geschmack sehr angenehm und frisch. Dazu passte auch das sehr leicht Mundgefühl des Öls, das fast im Mund zu schweben scheint. Ich freue mich schon, das Öl in der Küche einzusetzen.

Übrigens hat die Bliesgau-Mühle weitere Speiseöle aus (Mohndiestel, Hanf, Raps, Mohn etc.) im Angebot. Das ganze Angebot findet man auf der Webseite der Ölmühle.

Rapsöl von der Teutoburger Ölmühle

Rapsöl aus der Teutoburger Ölmühle

Was die Bliesgau-Mühle für das Leindotteröl ist, stellt die Teutoburger Ölmühle für das Rapsöl dar. Denn der Gründer Dr. Raß entwickelte während seiner Doktorarbeit ein neues Verfahren, um die Schale von der Rapssaat zu trennen und so den bitteren Geschmack zu eliminieren. Eigentlich wollte er dieses Patent an eine Ölmühle verkaufen, da aber keine Interesse zeigt, entschied Dr. Raß anstatt einer akademischen eine unternehmerische Karriere einzuschlagen.

Das Rapsöl - das beliebteste Speiseöl Deutschlands

Seit einigen Jahren ist das Rapsöl der deutliche Spitzenreiter unter den Speiseölen in Deutschland. 2014 wurden ca. 78 Millionen Liter gekauft, was deutlich vor Sonnenblumenöl mit 57 Millionen Litern und Olivenöl mit 34 Millionen Litern lag. Der Grund hierfür sind zum Einen die großflächigen Anbaugebiete von Raps und die damit verbundenen niedrigen Rohstoffpreise sowie die laut Studien recht gesunde Zusammensetzung des Öls. Das Problem vieler Rapsöle ist nur, dass sie nicht besonders gut schmecken.

Herstellung des nativen Rapsöls in der Teutoburger Ölmühle

Genau hier setzt das patentierte Verfahren von Gründer Dr. Raß an. Er trennt die Schalen mit ihren Bitterstoffen vom ölhaltigen Kern und presst diese schonend bei niedrigen Temperaturen. Zusätzlich werden die Schalen im Betrieb für die Gewinnung von Energie verwendet und der Presskuchen (die ausgepressten Kerne) als Futtermittel verkauft. So stellt die Teutoburger Mühle sicher, dass der komplette Rohstoff Verwendung findet und nichts auf dem Müll landet.

Der Geschmack von nativem Rapsöl

Anders als das Leindotteröl ist das Rapsöl dickflüssiger und liegt somit auch schwerer im Mund. Es füllt quasi den ganzen Mund aus. Der Geruch des Öls ist klar nussig. Im Mund kommt zu den nussigen Aromen eine Vanillenote.

Mir schmeckt das Öl, aber es wird pur definitiv nicht mein Lieblingsöl werden. Ich habe das Öl aber schon in einigen asiatischen Gerichten als Sesamölersatz benutzt, wo mir das Öl sehr gut gefallen hat.

Auf der Webseite der Teutoburger Ölmühle finden Sie neben verschiedenen Rapsöle bzw. Rapsmischölen ebenfalls eine Reihe anderer Speiseöle.