Auf den Spuren der Berliner Bienen

Als ich mit meinem Fahrrad in die Straße des Imkers Marc-Wilhelm Kohfink in Berlin-Spandau einbiege, muss ich mich nicht mehr an den Hausnummern orientieren, sondern kann einfach dem Ohr folgen.

Die Lautstärke der Bienen, die vor der Imkerei um einen Kolzkasten schwirren, ist erstaunlich laut und kraftvoll.

Herr Kohfink empfängt mich in seiner Imkerei, die im Keller des aus der Gründerzeit stammenden Hauses eingerichtet ist. Herr Kohfink stammt aus einer Imkerfamilie, die seit vier Generationen im Stuttgarter Raum Honig macht. Er kam als Chefredakteur einer Wirtschaftszeitschrift nach Berlin. Als er im Zuge der Medienkrise seine Stelle verlor, entschloss er sich, in Berlin das Imkern aufzunehmen. Was zuerst als Hobby begann, baute er sukzessive aus, so dass er mittlerweile die Imkerei mit ihren 120 Bienenvölkern hauptberuflich betreibt. Für mich überraschend war die Tatsache wie groß die Völker im Sommer sind und wie stark die Population übers Jahr schwankt:

"Im Sommer hat ein Bienenvolk ca. 50.000 Bienen. Im Winter schrumpft die Zahl auf 1/10, also ungefähr 5.000. Viel weniger dürfen es nicht werden, um das Überleben des Volkes nicht zu gefährden."

Der Berliner Stadthonig

In Imkerkreisen galt Berliner Stadthonig schon seit längerer Zeit also außergewöhnlich gut. Der Vorteil beim Stadthonig ist nämlich, dass man weiß, dass im urbanen Raum keine Pflanzen mit Pestiziden besprüht werden, da es keine Landwirtschaft gibt. Dies kann man in vielene ländlichen Gebieten nicht garantieren. Auch wurde festegestellt, dass die Bienen in der Stadt eine größere Vielfalt an Pollen aufnehmen.

Um die Qualität des Stadthonigs auch bei der breiten Bevölkerung bekannt zu machen, half Herr Kohfink dabei, die Initative Berlin Summt zu gründen. In den letzten Jahren hat sich nun auch viel im Bewusstsein und im Kaufverhalten geändert, denn der Berliner Stadthonig ist nun sehr begehrt und sogar in einigen Supermärkten erhältlich. Viele der über 1.000 Imker in Berlin verkaufen ihre Honigvorräte oft innerhalb weniger Wochen. Dazu muss man natürlich auch wissen, dass viele Imker nur maximal eine Handvoll Völker haben.

Ein weiteres Projekt von Herrn Kohfink, das für große Aufmerksamkeit gesorgt hat, ist die Zusammenarbeit mit verschiedenen Hotels in den Innenstadtbezirken, die seine Bienenvölker auf dem Dach platzieren. Mittlerweile sind seine Bienen auf einem Dutzend Dächern in Berlin angesiedelt. Von diesen Bienen gewinnt er drei verschiedene Berliner Stadthonige: Frühlingsblüte, Sommerblüte und Linde.

Lindenhonig - Einzigartig für Berlin

Besonders der Lindenhonig ist eine Berliner Besonderheit. Denn nur in Berlin gibt es genügend große, zusammenhängende Gebiete mit Lindenbäumen, so dass der Imker einen reinen Lindenhonig herstellen kann. Der Berliner Lindenhonig schmeckt hervorragend. Er schmeckt sehr intensiv nach Kräutern und Gewürz und hat im Abgang eine leichte mentholige Note.